DHTML Menu By Milonic JavaScript



Eisenbahnen in Sachsen


Oelsnitz (Erzgeb) — Kaisergrube |
Anschlussbahnen Rudolf-Breitscheid-Schacht Hohndorf und Betonwerk Gersdorf
Staatskohlenbahn Kaisergrube Oelsnitz

Der "Steinkohlenbauverein Kaisergrube zu Gersdorf" teufte ab 09.09.1871 seinen Schacht I und bis 1902 den Schacht II. Die Förderung von Steinkohle konnte im April 1875 aufgenommen werden.
Zusammen mit dem Bau der Eisenbahnstrecke Stollberg - St. Egidien ließ die Staatsbahnverwaltung eine Kohlenbahn zur Kaisergrube errichten. Das rund drei Kilometer lange Gleis folgte der Geländetopografie, so dass nur eine Wegüberführung und eine kleine Gewölbebrücke erforderlich wurden. Die Staatskohlenbahn erhielt das Kürzel "OeK" und ging zusammen mit dem Bahnhof Oelsnitz/Erzgeb. am 15.10.1878 in Betrieb. Die Concordiaschächte, die seit 1908 zur Gewerkschaft Kaisergrube gehörten, sowie der Friedens- und Hedwigschacht erhielten ebenfalls Zweiggleise.
Der Kaisergrube war kein wirtschaftlicher Erfolg beschieden. Am 01.03.1930 stellte man die Förderung ein, verfüllte die Schächte und baute bis Ende 1932 die Betriebsanlagen sowie die Kohlenbahn zurück. Um 1940 lag das Gleis noch bis km 1,1. Auf einem Abschnitt der Trasse wurde später eine Erschließungsstraße angelegt. Die Brückenbauwerke blieben erhalten und sind noch heute in gutem Zustand vorhanden.

Anschlussbahn Rudolf-Breitscheid-Schacht Hohndorf

Die "Steinkohlen-A.G. Bockwa-Hohndorf-Vereinigtfeld" teufte ab 23.05.1872 bei Hohndorf ihre Schächte I und II. Die Förderung begann 1878.
Für die Abfuhr der Steinkohle errichtete man auf eigene Kosten eine Anschlussbahn zum Bahnhof Oelsnitz/Erzgeb. Nach Klärung der Grundstücksangelegenheiten begann im Juni 1880 der Gleisbau. Um Höhe zu gewinnen, zweigte die Anschlussbahn im Güterteil des Bahnhofs in einer Spitzkehre des Ausziehgleises ab. Mit einer stählernen Bogenbrücke wurde die Strecke Stollberg - St. Egidien und die Staatskohlenbahn zur Kaisergrube überquert. Gleich im Anschluss folgte eine Stahlbrücke über die Bahnhofstraße. Der weitere Gleisverlauf war steil und kurvenreich trassiert, erforderte jedoch keine Kunstbauten. Verantwortlich für den Bau war der Ingenieur Albin Wilke der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen. Ende Oktober 1880 ging die Zechenbahn zu den Vereinigtfeldschächten in Betrieb.
Im Jahr 1897 folgte der Schacht III. Die Schächte II und III wurden bereits 1926 stillgelegt, der Schacht I fünf Jahre später, nur die Brikettfabrik blieb in Funktion. Aufgrund der erschöpften Kohlenvorräte im Lugauer Revier sümpfte man ab 1937 den Schacht I und teufte bis 1942 auf 1 200 Meter. Kriegsbedingt wurden die Arbeiten eingestellt.
Im Jahr 1946 nahm das VEB Steinkohlenwerk "Karl Liebknecht" die Förderung im Schacht I unter dem Namen "Rudolf-Breitscheid-Schacht" wieder auf. Der Schacht III wurde als Wetterschacht auf die gleiche Tiefe gebracht. Damals waren es die tiefsten Schachtanlagen Europas. Bis 1960 wurde Steinkohle gewonnen, danach die Anschlussbahn abgebaut und bis 1973 die z.T. noch als Tiefbrunnen genutzten Schächte I und III verfüllt. Die markante Stahlbrücke im Bahnhof riss man im Februar 1966 ab, zur Straßenbrücke liegen keine Angaben vor. Der Bahndamm wurde 1972 abgetragen. [2]

Anschlussbahn Betonwerk Gersdorf

Die am 14.11.1871 gegründete "Gersdorfer Steinkohlenbau-Verein A.G." teufte ab 31.01.1872 benachbart zur Kaisergrube ihre Doppelschachtanlage "Merkur" und "Pluto". Das erste Steinkohleflöz wurde im August 1876 erreicht.
Im März 1879 begann der Bau einer ca. 1,6 km langen Zechenbahn vom Bahnhof Oelsnitz/Erzgeb. Das Gleis ging am 01.09.1879 in Betrieb. Die Kohleverladung mit vier Gleisen befand sich am Merkurschacht. Der Heleneschacht erhielt 1882 eine Zweiggleisanlage, welche bis 1926 bestand.
Die Schachtanlagen bei Gersdorf wurden nach einem Wassereinbruch am 01.04.1944 stillgelegt. Die gute Erschließung bewog das Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion, in den Untertageanlagen eine Produktionsverlagerung für die Maschinenfabrik Carl Hamel A.G. aus Siegmar-Schönau vorzusehen, welche u.a. Panzergetriebe herstellte. Die Arbeiten begannen Mitte 1944. Ob es zur Produktionsaufnahme kam, ist nicht bekannt.

Nach Verfüllung der 755 m tiefen Schächte zwischen 1945 und 1947 diente das Schachtgelände dem "VEB Baustoffwerke Gersdorf", das aus dem Haldenmaterial Hohlblocksteine fertigte. Zuletzt nutzte der "VEB Betonwerke Chemnitztal, BT Betonwerk Gersdorf" das Gelände für die Produktion von Betonfertigteilen. Kies und Zement wurden per Bahn angeliefert. Die Gleisanlage des Betonwerks begann am km 0,98. Dort zweigte auch ein Gleis zum Werklokschuppen ab, der seit etwa 1965 eine V 18 B beheimatete. Das Gleisende wurde über die Jahrzehnte mit Geländeanschüttungen mehrfach verlängert. Nach der Einstellung des Güterverkehrs 1992 entfernte man bis Ende der 1990er Jahre die verbliebenen Gleise im Werksgelände, nur einige Gleismeter in befestigten Bereichen verblieben. Ob der vorbereitete Anschluss zum Umspannwerk jemals genutzt wurde, ist fraglich. Topografische Karten und Luftbilder deuten nicht darauf hin.
Die verbliebenen Gebäude des Merkurschachts wurden 2015 abgerissen, am Plutoschacht ist hingegen noch viel originale Bausubstanz vorhanden. Die historische Gewölbebrücke am Idaschacht wurde im Oktober 2018 aufgrund Einsturzgefahr und eingeschränktem Lichtraum durch die Eigentümerin des Bauwerks, die T&S Transport- und Schachtservice GmbH in Callenberg OT Falken, im Auftrag des Sächsischen Oberbergamts abgebrochen.

Mediathek
Quellen

[1] Gersdorfer Steinkohlenbau-Verein: "Festschrift anlässlich des 50jährigen Bestehens des Werkes", Verlag Förster & Borries, Zwickau 1922
[2] Hübsch, Winter: "Oelsnitzer Lexikon, Band 2", Stadtverwaltung Oelsnitz/Erzgebirge, Oelsnitz 2010