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Elstertalbahn
Anschlussbahn Papierfabrik Greiz
Seit 1637 bestand am Zufluss der Göltzsch in die Weiße Elster bei Greiz eine Papiermühle, die 1808 in den Besitz der Familie Günther überging. Mit der Aufstellung der ersten Papiermaschine im Jahr 1865 hielt die Industrialisierung Einzug. Drei Jahre nach dem hundertjährigen Firmenjubiläum begannen 1911 die Arbeiten für einen regelspurigen Gleisanschluss von der "Elstertalbahn". Zwischen der Anschlussstelle und der Fabrik waren umfangreiche Felsabtragungen und der Bau von Stützmauern erforderlich. Die Göltzsch wurde mit einer Bogenbrücke aus Beton überquert. Das Gleis endete nach ca. 600 Metern im Fabrikgelände am rechten Ufer der Göltzsch, das zum Fürstentum Reuß gehörte. Im Januar 1912 konnten die ersten Güterwagen zugestellt werden - rechtzeitig vor Inbetriebnahme der dritten Papiermaschine am 20.01.1913. Zwischen 1919 und 1921 wurde ein Kraftwerk errichtet. Die Gebäude der stillgelegten Göltzschtal-Brauerei auf dem linken (sächsischen) Ufer wurden 1924 von der Familie Günther erworben und unter dem Namen "Göltzschhammer" in die Papierfabrik einbezogen. Eine direkte Verbindung der Gebäude über Talstraße und Göltzsch und damit über die Landesgrenze hinweg gab es ab 1930. Vermutlich mit der Aufstellung der Papiermaschinen IV und V 1925/29 verlängerte man die Gleisanlagen flussaufwärts, wozu drei Stahlbrücken über die Göltzsch errichtet wurden. Ein Neubau mit der Papiermaschine VI ging am 01.10.1932 in Betrieb. Zum Firmenjubiläum am 08.07.1934 stellte die Reichsbahn einen Sonderzug im Werkbahnhof bereit, der die seinerzeit rund 700 Beschäftigten nach Weimar brachte. Bis 1945 wurden die Gleise nochmals verlängert. Die Papierfabrik verfügte zum Ende des Zweiten Weltkriegs über beachtliche vier Kilometer Gleisanlagen.
Am 01.07.1948 erfolgte die Verstaatlichung der Papierfabrik. Mit der Eingliederung der Stadt Elsterberg in den Bezirk Gera am 25.07.1952 wurden alle baulichen Anlagen dem Kreis Greiz und damit Thüringen zugeordnet. Dies wurde nach Wiedergründung der Länder so beibehalten. Bei Hochwassern 1954/55 entstanden erhebliche Schäden. Am 21.02.1969 fand die Grundsteinlegung für das Werk II des VEB Papierfabrik Greiz am südlichen Endpunkt der Gleisanlagen statt, auf einem bislang als Lagerplatz genutzten Gelände. Die installierte Papiermaschine VII ging am 14.06.1971 in den Dauerbetrieb. In den 1980er Jahren wurde der Anschluss mehrmals täglich bedient, auch waren bis zu vier Werkloks für den innerbetrieblichen Transport im Einsatz. Ab 1985 plante man die Stilllegung des nördlichen Gleises mit der historischen Göltzschbrücke und errichtete dazu eine weitere Flussquerung als moderne Stahlbetonkonstruktion. Ausgehend vom Übergabebahnhof wurde ein vorhandenes Gleis nach Kreuzung der Talstraße durch den Göltzschhammer und über die neue Brücke bis auf das rechte Ufer verlängert. Die 1988 fertiggestellten Anlagen gingen bis zur Schließung des Altwerkes 1992 nicht mehr in Betrieb. Bis 2001 erfolgte der Rückbau der Gleisanlagen. Mit der Umverlegung der Talstraße im Jahr 2004 überbaute man die "Neubaustrecke". Die Stahlbrücken im Werk I wurden schon um 1990 abgerissen, die Brücke in der Zufahrt zum Werk II existierte noch bis 2014. Die verbliebenen massiven Brückenbauten sind seit der Stilllegung ungenutzt und bis heute erhalten geblieben. [1],[3],[4],[5],[6]
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Quellen
[1] Rettig: "Die Elstertalbahn", EK-Verlag GmbH, Freiburg 2006
[2] Thielmann: "Die Elstertalbahn", Wachsenburgverlag, Arnstadt 2003
[3] "125 Jahre Greizer Papierfabrik unter Führung der Familie Günther", Greiz 1934
[4] "Die Greizer Papiermacher einst und jetzt", VEB Papierfabrik Greiz, 1958
[5] Heinzig: "Ostthüringer Papiergeschichte in Greiz und Fockendorf", Buchverlag König, Greiz 2017
[6] Luftbilder des Landesamtes für Bodenmanagement und Geoinformation Thüringen
[7] Messtischblatt 91 "Liebschwitz-Gera", Stand 1912
[8] Messtischblatt 5339 "Greiz", Stand 1939
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