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Eisenbahnen in Sachsen


Mockrehna Süd — Gneisenaustadt Schildau
Kleinbahn Schildau — Mockrehna
Vorgeschichte und Bau

Nach Eröffnung der Strecke Eilenburg - Falkenberg im Jahr 1872 lag die Kleinstadt Schildau im verkehrlich schlecht erschlossenen Hinterland der Provinz Sachsen. Einen Eisenbahnanschluss zur Hauptbahn lehnte die K.P.E.V. mangels Rentabilität ab. Mehrere privat ausgearbeitete Streckenprojekte, darunter eine elektrische Meterspurbahn Torgau - Schildau, scheiterten an der Finanzierung. Im 1914 aufgeschlossenen Wildschützer Steinbruch behalf man sich mit einer fünf Kilometer langen Feldbahn zum Bahnhof Mockrehna, über die auch Material für den Bau des Leipziger Völkerschlachtdenkmals transportiert wurde. Als die Werkbahn neu verlegt werden sollte, bot das Berliner Bauunternehmen Conrad die Ausführung als regelspurige Kleinbahn an. Der Antrag für die Vorarbeiten zur Strecke am 01.02.1915 wurde zwar bewilligt, die Projektierung verzögerte sich jedoch kriegsbedingt. In der Stadt Schildau drängte ein mittlerweile gegründetes Eisenbahnkomitee auf die rasche Fertigstellung des Gleisanschlusses, da immer mehr Arbeiter abwanderten. Ende 1916 lagen erste Pläne vor, denen am 15.09.1919 die Gründung der "Kleinbahn-A.G. Schildau-Mockrehna" mit einem Grundkapital von 1,29 Mio. Mark folgte. Neun Tage später erteilte das Regierungspräsidium Merseburg die Konzession zum Bau und Betrieb der Strecke. Die Betriebsgenehmigung wurde für 120 Jahre erteilt.
Im Februar 1920 begannen die Arbeiten, die aufgrund der zunehmenden Inflation nur schleppend voran gingen. Die Trassierung durch das flache Land bereitete hingegen keine Schwierigkeiten. Bis zum September war die Hälfte der Strecke fertiggestellt, wobei gebrauchtes Oberbaumaterial zum Einsatz kam. Obwohl der Streckenabschnitt Mockrehna - Wildschütz bereits am 30.04.1921 abgenommen werden konnte, begann der Güterverkehr erst am 26. August des Jahres. Die betriebsfähige Vollendung der Strecke bis zum Sommer 1922 erforderte eine enorme Aufstockung des Aktienkapitals. [1],[3],[7]

Betrieb und Stilllegung

Am 27.08.1922 beförderte die spätere Lokomotive Nr. 3, eine Bn2t (Henschel 2140/1886) den Eröffnungszug über bis Schildau und am 1. September folgte die Aufnahme des durchgehenden Personen- und Güterverkehrs. Anfangs verkehrten täglich drei Zugpaare.
Eine Statistik aus dem Jahr 1938 weist Baukosten von 488 482 RM aus. Entlang der Strecke existierten zwei Anschlussgleise (insgesamt 810 m), wobei der Wildschützer Steinbruch ca. 85 % des Güterverkehrsaufkommens verursachte. Die Verladeanlagen wurden 1935 durch das heute noch vorhandene Bunker- und Brechergebäude ergänzt.
Die Hochbauten der Zwischenstationen waren bescheiden, lediglich Wildschütz erhielt ein massives Stationsgebäude. Die Wartehallen errichtete man erst Ende der 1920er Jahre. Repräsentativ dagegen war das Empfangsgebäude in Schildau, das gleichzeitig den Verwaltungssitz der Kleinbahn A.G. beherbergte. Als Besonderheit entstand hier außerdem ein zweigleisiger Lokschuppen, der später durch einen dritten Stand ergänzt und mit einer Wasserstation versehen wurde. Der bescheidene Fahrzeugpark bestand 1938 aus zwei Dampflokomotiven sowie vier gebraucht erworbenen Wagen. Im gleichen Jahr gesellte sich ein Triebwagen dazu, der für lange Zeit den Personenverkehr übernahm. Ab dem 17.12.1942 nannte sich das Unternehmen "Eisenbahn-A.G. Schildau-Mockrehna".
Mit der Verstaatlichung der Kleinbahnen übernahm am 01.01.1947 die "Sächsische Provinzbahnen G.m.b.H." mit Sitz in Halle/Saale die Betriebsführung. Am 01.04.1949 ging die Strecke in das Eigentum der Deutschen Reichsbahn über.
Bis Ende der sechziger Jahre war die ehemalige Kleinbahn als Transportmittel für die Landbevölkerung unverzichtbar. Im Dezember 1970 stellte der Steinbruch die Förderung ein. Das geflutete, bis zu 70 m tiefe Restloch ist heute ein beliebtes Tauchgewässer.
Das Aus für die Strecke kam zum Fahrplanwechsel 1971. Am 22. Mai des Jahres verkehrten die letzten Züge zwischen Schildau und Mockrehna. Offiziell wurde die Strecke am 26.09.1971 stillgelegt und zum Abbau freigegeben.
Im Jahr 2002 verschwanden die zuletzt verbliebenen 800 m Streckengleis am Bahnhof Mockrehna. [1],[2],[3],[4],[5],[6],[7]

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Quellen

[1] List, Röper, Zieglgänsberger: "Klein- und Privatbahnarchiv - Sachsen-Anhalt", transpress-Verlag, Stuttgart 1998
[2] "Statistik der Eisenbahnen im Deutschen Reiche 1938", Reichsbahn-Zentralamt, Berlin 1940
[3] Scheffler: "Mockrehna - Gneisenaustadt Schildau" aus "Neben- und Schmalspurbahnen in Deutschland", Sammelwerk GeraNova-Verlag
[4] Scheffler: "Damals in Schildau ..." in "Eisenbahn-Journal", Heft 05/1992
[5] "Eisenbahn-Kurier", Heft 06/2003
[6] www.tsbuder.de
[7] www.schubert-roecknitz.de